Die Regeln und die Geschichte
Das Sportschiessen hat insbesondere in Europa eine lange Tradition. Das korporierte Schützenwesen geht auf die Bürgerwehren der Städte zurück. In Deutschland und in den angrenzenden Nachbarländern gibt es z.B. bereits seit dem Mittelalter Schützengilden. Davon zeugt u.a. das berühmteste Bild des niederländischen Malers Rembrandt, Die Nachtwache von (1642), welches die Amsterdamer Bürgerwehr darstellt, eine Schützengilde. Der erste bezeugte Schützenwettbewerb wurde aber bereits 1442 in Zürich (Schweiz) abgehalten.Nach den Befreiungskriegen (1815) setzte ein Aufschwung im Vereinswesen ein, von dem auch der Schiesssport profitierte. Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wurden alle Schützenvereine in Deutschland offiziell von den vier Siegermächten verboten und erst in den folgenden Jahren in der jungen Bundesrepublik wieder erlaubt.
Gewehre und Pistolen werden nach Feuerwaffen und Luftdruckwaffen (besser: „Druckluftwaffen“) unterteilt, je nach der Art, welche Munition verwendet wird. Luftdruckwaffen fallen auch unter das deutsche Waffengesetz, haben aber bei einem Vorhandensein eines F im Fünfeck (unter 7,5 Joule Bewegungsenergie der Geschosse) eine Befreiung von einigen waffenrechtlichen Notwendigkeiten. Seit einigen Jahren werden vermehrt Pressluft- und/oder CO2-Waffen eingesetzt, die dem Schützen das mühselige Spannen der Waffe ersparen sollen und zudem zu einer ruhigeren Schussabgabe verhelfen. Sowohl Luftgewehr als auch Luftpistole sind für viele der Anfang für das sportliche Schießen. Schiessstände für Luftdruckwaffen sind in vielen Orten vorhanden und leicht einzurichten, müssen jedoch von einem offiziellen Schießstand-Sachverständigen abgenommen werden. Anders als bei den „Schiessbudengewehren“ auf dem Jahrmarkt wird bei Luftdruckwaffen nicht mit Kugeln, sondern mit so genannten Diabolos mit 4,5mm Durchmesser geschossen, die eine geradere Flugbahn und ein sauberes Einschussloch gewährleisten.
Das Gewehr hat eine rund 700-jährige Geschichte. Im sportlichen Bereich kann man Luftdruckgewehre, Kleinkalibergewehre (KK), Großkalibergewehre und Dienstgewehre unterscheiden. Die Entfernungen auf die geschossen werden, hängen vom Typ der Waffe ab. Luftgewehre werden üblicherweise auf 10 m geschossen, KK-Gewehre auf 50 oder 100 m. Das Visier besteht in der Regel aus Diopter (hintere Visierung) und Korn/Ringkorn (vordere Visierung). Optische Hilfsmittel zur Vergrösserung des Zieles sind üblicherweise verboten (Ausnahme in nationalen Wettbewerben: “Laufende Scheibe “, die mit Zielfernrohr auf der Waffe geschossen wird). Stützende Schießbekleidung darf ebenfalls nicht verwendet werden.
Die Pistole als ehemalige Reiter- und vor allem Duellwaffe erfreut sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts wachsender Beliebtheit als Sportgerät. Das Visier besteht in der Regel aus Kimme (hintere Visierung) und Korn (vordere Visierung). Bei Sportwaffen ist die hintere Visierung mittels Drehknöpfen für die Höhen- und Seitenlage des Schussbildes verstellbar. Bei allen olympischen Disziplinen und den meisten anderen, wird die Pistole grundsätzlich nur mit einer Hand gehalten. Das einhändige Halten verlängert zum einen den Weg vom Auge zur Visierung und erhäht somit die Zielgenauigkeit, zum anderen kann die Waffe tatsächlich wesentlich ruhiger gehalten werden, weil die körpereigene Unruhe (z.B. Muskelzucken) sich schlechter auf die Waffe übertragen kann. Bei Disziplinen, bei denen es auf schnelle Schussfolgen mit grosskalibrigen Waffen ankommt (z. B. IPSC), wird die Pistole hingegen in der Regel beidhändig gehalten, da die Waffe ansonsten durch den Rückstoss zu stark beeinflusst würde.
Luftgewehr
Mit dem “Luftgewehr” (LG) wird aus 10 m Entfernung auf relativ kleine Schiessscheiben geschossen. Das Zentrum der Scheibe, also die Zehn, hat einen Durchmesser von 0,5mm mit +/- 0,1mm Toleranz. Ein Standard-Wettkampf beträgt 40 Schuss innerhalb von 75 min. Auf nationaler und internationaler Ebene beträgt die Schusszahl bei den Junioren A und Herren jeweils 60 Schuss, innerhalb von 105 min. Ab der Juniorenklasse A m/w findet ein zusätzliches Finalschiessen statt. An diesem dürfen die besten 8 Schützen/innen teilnehmen. Hier müssen dann auf Kommando noch einmal 10 zusätzliche Wertungschüsse abgegeben werden, wobei diese in Zehntelringen ausgewertet werden. Das Endergebnis setzt sich dann aus dem Vorkampfergebnis und dem Finalergebnis zusammen. In der Disziplin “Luftgewehr Dreistellungskampf” (wie KK-Dreistellungskampf) schießen nur Jugendliche bis zu einem Alter von einschließlich 15 Jahren. Hier werden lediglich 10 Schuss (Schülerklasse) bzw. 20 Schuss (Jugendklasse) pro Disziplin geschossen. Eine Sonderstellung nehmen das Biathlon und das Sommerbiathlon ein.
Luftpistole
Das Schießen findet grundsätzlich „stehend-freihand“ statt. Beim Schießen mit der Luftpistole steht der Schütze nicht frontal zur Scheibe, sondern etwas seitlich gedreht. Die neuere Methode jedoch besagt, dass der Schütze in einem 90°-Winkel zur Scheibe stehen soll. Die Luftpistole wird mit ausgestrecktem Arm und nur mit einer Hand gehalten. Gezielt wird über Kimme und Korn. Die Entfernung zur Scheibe beträgt wie beim Luftgewehrschiessen 10 Meter, aber der Zehner-Ring fällt mit 11,5 Millimetern Durchmesser etwas größer aus. Um den Abzug auszulösen, muss ein Gewicht von mindestens 500 Gramm überwunden werden, was es nicht gerade einfacher macht, die Pistole über die gesamte Wettkampflänge ruhig und sauber im Ziel zu halten. Im Wettkampf werden 40 Schuss in 75 Minuten oder 60 Schuss in 105 Minuten abgegeben. Bei einem Wettkampf werden beliebig viele Probeschüsse und 40 Schuss auf Wertung geschossen, in den Schülerklassen nur 20 Schuss auf Wertung. Auf jede Schießscheibe dürfen maximal 5 Schuss abgegeben werden. In der Regel werden die Schießscheiben elektronisch auf 1/10 mm genau ausgewertet. Es bestehen keine Kleidungsvorschriften, es ist jedoch verboten, mit Schuhen zu schießen, die über die Knöchel reichen. Augenabdeckungen dürfen nur 5 cm lang und maximal 3 cm hoch sein.
KK-Standart
30 Schuss je 10 Schuss liegend, stehend und kniend in der Gesamtzeit von 75 Minuten (Gehmannstände) oder 90 Minuten (Zuganlage). Dazu beliebig viele Probeschüsse vor dem ersten Wettkampfschuss in jeder Anschlagsart.
Schusszahl je Scheibe: liegend 2, stehend 5, kniend 2.
Olympic-Match
Olympic-Match oder Dreistellungskampf genannt (Kleinkaliber). Auf 50 Meter Entfernung wird je eine Serie in den Anschlagsarten Liegend, Stehend und Knieend geschossen. Bei den Damen werden in jeder Anschlagsart 20 Schuß abgegeben, wobei die Gesamtschiesszeit 150/135 Minuten beträgt. In Abhängigkeit von der Art der Trefferaufnahme (konventionelle Papierscheiben / elektronische Auswertung) ist die Schießzeit unterschiedlich festgelegt, da die Schützen in der Regel auf elektronischen Anlagen einen wesentlich schnelleren Schießrhythmus erreichen. Die Herren geben in jeder Anschlagsart 40 Schuss ab, wobei die Schießzeit für jede Anschlagsart einzeln festgelegt ist: Liegend 60/45, Stehend 90/75 und Knieend 75/60 Minuten. Zwischen den Anschlagsarten liegt jeweils eine Umbaupause von höchstens 10 Minuten. Das große Programm 30—40 wird auch als International bezeichnet.
Sportpistole
Zugelassen sind Revolver und selbstladende Pistolen im Kaliber 5.6mm (.22lr.).
Präzision und Duell je 15 Schuss.
Präzision: Je Serie zu 5 Schuss in 6 Minuten. Je Wettkampfscheibe 5 Schuss. Nach 5 Schuss erfolgt Eine Kontrolle der Schusszahl. Probeschießen: Vor Beginn des Wettkampfes kann eine Serie von 5 Schüssen in 6 Minuten abgegeben werden.
Duell: Je Serie zu 5 Schuss im Rhythmus von 3 Sekunden Schießzeit und 7 Sekunden Pause. Probeschießen: Vor Beginn des Wettkampfes kann eine Serie von 5 Schüssen im angegebenen Zeitrhythmus abgegeben werden.
Zugelassene Waffen: selbstladende Pistolen, die den Sicherheitsvorschriften entsprechen, im Kaliber 5,6 mm. Maximale Lauflänge 153 mm, bei Revolvern mindestens 100 mm. Höchstgewicht der ungeladenen Waffe mit Magazin und Zubehör 1,4 kg. Abzugswiderstand 1,36 kg - für den Frauen-Wettbewerb 1,0 kg. Handelsübliche Randfeuerpatronen im Kaliber 5,6 mm (.22lfb.). Für Präzisionsbedingung Scheibe wie im Wettbewerb Freie Pistole 50 m, für Duell wie im Wettbewerb Olympische Schnellfeuerpistole 25 m. Die Entfernung 25 m. Anschlag Stehend freihändig. Der Wettbewerb ist unterteilt in die Bedingungen Präzision und Duell. Bei Schießen auf die Präzisionsscheibe beträgt die Zeitbegrenzung für je 5 Schuss 5 Minuten, beim Schießen auf die Duellscheibe für jeden Schuss nur 3 Sekunden. Die Addition der bei Teil 1 (Präzision) und Teil 2 (Duell) erzielten Ringzahlen ergibt das Endresultat. Das Programm besteht im allgemeinen aus 60 Schuss (je 30 Schuss Präzision und Duell), bei kleineren Wettkämpfen oftmals nur aus 30 Schuss (15 + 15) (Regel 2.40 SpO).
Großkaliber
Zugelassen sind Pistolen und Revolver in verschiedenen Wertungsklassen. Abzugsgewicht mindestens 1000 g. Eine Mündungsbremse ist nicht gestattet. Magazin-/Trommelkapazität mindestens 5 Patronen.
Handelsübliche (auch selbstgeladende) Munition, die den geforderten Mindestimpuls (MIP) erreicht. Die Munition muss waffentypisch sein; (d.h. für Pistolen Patronen ohne Rand, für Revolver Patronen mit Rand; sowie nur Patronen Kaliber 9 mm Para, .357 Magnum, .44 Magnum, .45 ACP).
Scheibenentfernung beträgt 25 Meter, Dreh- oder Standscheiben.
Stehend freihändig. Die Waffe darf mit 2 Händen gehalten werden. Es darf im Voranschlag geschossen werden.
40 Schuss bestehend aus 2 Durchgängen zu je 20 Schuss, 4 Serien zu je 5 Schuss in je 150 Sekunden - Scheibe wie Freie Pistole 50 m. 4 Serien zu je 5 Schuss in je 20 Sekunden - Scheibe wie Olympische Schnellfeuerpistole 25 m (Regel 2.50 SpO).(In der Gebrauchspistole sind zugelassen: Masse maximal 300 x 50 x 150 mm, Gewicht bis 1500 Gramm, bei .44 Mag. bis 1.550 Gramm, Abzug mindestens 1000 Gramm. Mündungsbremsen und Kompensatoren sind nicht gestattet, ebenso Handballen- oder Handkantenauflagen, verstellbare oder orthopädische Griffschalen, und schließlich sind nur offene Visierungen erlaubt. Die Munition muss einen KALIBERABHÄNGIGEN Mindestimpuls haben (9mm: 250; .45ACP: 300; .357 Mag.: 350; .44 Mag.: 450). Berechnung (MIP=300): Geschoss in Gramm mal Mündungsgeschwindigkeit in m/s mal 0,1. Für ein typisches 230-grs-Geschoss wären das mindestens 202 m/s, für ein 200-grs-Projektil mindestens 231 m/s.)